Sportliches Miteinander gegen die Traumatisierung

Dass durch den Sport nicht nur die Bewegung und Geselligkeit gefördert wird, belegten Statistiken eindeutig, so Adrian Seitz, Kreisjugendleiter der Bayerischen Sportjugend (BSJ) im Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) Kreisverband Kronach.

Wie der ausgebildete Übungsleiter informierte, sei in Reichenbach eine beispielhafte Initiative entstanden, um Flüchtlingen die Möglichkeit zur Teilhabe am Sport zu geben.

Diese Flüchtlinge aus Iran und Syrien freuen sich über das Engagement der Reichenbacher SLG zum regelmäßigen Sporttraining. Mit im Bild sind (links) Karin Kästner, (hinten von rechts) LSG-Vorsitzender Siegfried Stubrach, Florian Dressel und Kreisjugendleiter BSJ im BLSV KV Kronach, Adrian Seitz.
Diese Flüchtlinge aus Iran und Syrien freuen sich über das Engagement der Reichenbacher SLG zum regelmäßigen Sporttraining. Mit im Bild sind (links) Karin Kästner, (hinten von rechts) SLG-Vorsitzender Siegfried Stubrach, Florian Dressel und Kreisjugendleiter BSJ im BLSV KV Kronach, Adrian Seitz.

Die Skilanglaufgemeinschaft (SLG) Reichenbach, dessen Sportwart Adrian Seitz auch ist, ergriff in dem Frankenwald-ort die Initiative und gründete eine Sportgemeinschaft mit den 14, der kleinen Gemeinde zugewiesenen Flüchtlingen aus Iran und Syrien. „Als wir Anfang des Jahres 2015 von einer Förderung des BLSV hörten, reifte die Überlegung im Verein, etwas für die Flüchtlinge zu tun.“ Und schon im Februar habe es erste Ansätze gegeben, die bis heute hin zu regelmäßigen, gemeinsamen Übungsstunden, in der von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Turnhalle reiften. Die Gemeinde Reichenbach überlässt die Turnhalle kostenfrei, freuen sich Seitz und sein Team.

Unter seiner Leitung finden regelmäßig Sport-Übungsstunden statt. Um auch finanziell alles abzusichern, wurde eine Versicherung abgeschlossen, die speziell Risiken bei Sportausübung von Flüchtlingen und Asylbewerbern abdeckt. Die bayerischen Vereine würden eine kostenfreie Absicherung im Schadenfall erhalten, so Seitz. Die Versicherung sei gültig für alle BLSV-Mitgliedsvereine. Die am Vereinsangebot teilnehmenden Personen müssten dem BLSV nicht gemeldet werden. Die Flüchtlinge und Asylbewerber benötigten auch keinen Mitgliedsstatus für diese Versicherung.

Abgedeckt seien Unfall- und Haftpflichtschäden im Rahmen der aktuellen Sportversicherung, die der Verband für seine Vereine mit der ARAG abgeschlossen hat. „Versichert sind Flüchtlinge oder Asylsuchende, die für eine gewisse Zeit an Sportangeboten von Vereinen ohne Mitgliedszwang teilnehmen“, klärt Adrian Seitz auf.

„Vor allem für Kinder und Jugendliche ist es eine schwierige Situation. Sport und Bewegung können für oft traumatisierte Menschen letztlich nur eine kleine Abwechslung bieten, dennoch kann eine solche Initiative wie in Reichenbach sehr hilfreich sein“, hebt der BLSV- Kreisvorsitzende Karl H. Fick hervor.

Er macht darauf aufmerksam, dass in den vergangenen Monaten verstärkt junge Menschen nach Deutschland und so auch in den Landkreis Kronach gekommen seien. Gerade die Jugendlichen seien durch den Krieg und ihre Fluchterlebnisse besonders stark traumatisiert. Daher sei jede Initiative zu begrüßen, die den jungen Menschen eine Abwechslung und eine Möglichkeit der Integration biete, wozu der Sport natürlich geradezu prädestiniert sei. Deshalb habe man auch beim BLSV eine Versicherung abgeschlossen und auch die Sportverbände würden solche Initiativen, wie die des SLG Reichenbach, sehr gerne unterstützen. Sollten Flüchtlinge allerdings an Wettkämpfen für einen Verein teilnehmen oder an Serienfußball- oder Tischtennispunktspielen, so müssten diese natürlich, genau wie jeder andere Spieler auch, für den Spielbetrieb angemeldet werden, betont Fick. In der Reichenbacher Turnhalle treffen sich regelmäßig die 14 Flüchtlinge im Alter von 14 bis 34 Jahren mit Übungsleiter Seitz und den weiteren ehrenamtlichen Betreuern zum Sport. Das sind, neben Seitz, der Vorsitzende der SLG Reichenbach, Siegfried Stubrach, Florian Dressel, Joachim Müller, Marco Schnappauf, Karin Kästner und Mike Stubrach.

Wie Seitz weiter mitteilt, sind für fünf Flüchtlinge bereits die Asylanträge genehmigt, die anderen befänden sich noch im Genehmigungsverfahren. Wie Seitz weiter betont, habe das sportliche Angebot bei den Flüchtlingen große Freude ausgelöst. Inzwischen hätten sie auch die Faschingsveranstaltung der SLG und der Schützengesellschaft besucht und viel Spaß dabei gehabt. Weil es an geeigneten Turnschuhen fehlte, erklärte sich die Firma Schuhhaus Kappelt aus Kleintettau bereit, den Flüchtlingen mit der Spende von 52 Paar Turnschuhen die Teilnahme an den Übungen zu ermöglichen. „Sie zeigen sich in jeder Stunde des Trainings außerordentlich dankbar und sind faire Sportler“, so Seitz. hof